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Liebe Eltern, Großeltern und Still-Interessierte,

schon viele Jahrzehnte begleiten wir im Evangelischen Amalie Sieveking Krankenhaus Stillende, Nichtstillende und ihre Partnerinnen sowie Partner mit Herz und vollem Einsatz rund um die Uhr. Bei uns stehen Bindung, Entwicklung und Stillen im Mittelpunkt unserer Beratung, denn wir sind seit 30 Jahren als babyfreundliches Krankenhaus zertifiziert und arbeiten seitdem als erste von ca. 100 Kliniken Deutschlandweit nach den 10 Schritten zum erfolgreichen Stillen der Initiative Babyfreundlich, der die Empfehlungen von WHO und Unicef zugrunde liegt.

Aus unserer jahrzehntelangen Stillberatung mit werdenden Eltern und frisch gebackenen Elternpaaren heraus, ist dieser kleine Leitfaden zu Fragen rund ums Thema Stillen in Form eines Still-ABCs entstanden. Zu jedem Buchstaben gibt es mindestens einen, manchmal auch mehrere Einträge. Diese sind aktuell, evidenzbasiert, sollen informieren und Freude beim Lesen bereiten.

Das Still-ABC erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Solltet ihr aber Ergänzungsvorschläge haben, freuen wir uns über Kommentare von euch!

Christine Ebinghaus
Hebamme und Still- und Laktationsberaterin IBCLC


A

Der Beginn der Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind entsteht am besten im direkten und ungestörten Hautkontakt unmittelbar nach der Geburt.

So kann sich euer Baby gut stabilisieren und seine natürlichen Reflexe benutzen, um sich auf den Weg zur Brust zu machen (siehe breastcrawling). Die erste Stunde nach der Geburt ist der beste Zeitpunkt für das erste Stillen, denn mit der frühen Stimulation der Brust wird die Muttermilchbildung optimal angeregt (siehe Laktation).

Durch den direkten und unmittelbaren Hautkontakt in den ersten ein bis zwei Stunden nach der Geburt angeregt, macht sich euer Baby also auf den Weg zur Nahrungsquelle um sich selbst anzudocken. Das nennt man auch self attachment.

Wir hier im Amalie lassen euch viel Zeit zum Kennenlernen im Kreißsaal und unterstützen dich und euer Baby sehr gerne dabei, die besten Voraussetzungen dafür zu schaffen, den Weg zu finden.

Ausschließlich Stillen…

Wenn wir vom ausschließlichen Stillen sprechen, meinen wir, dass das Baby außer der Muttermilch aus der Brust keine andere Flüssigkeit bekommt. Es bekommt weder Glukose, noch Tee, Wasser, Säuglingsnahrung oder Beikost.

Die WHO, die deutsche Stillkommission und die Fachverbände der Hebammen, Gynäkologen und Kinderärzte sind sich einig, dass das ausschließliche Stillen in den ersten sechs Monaten völlig ausreichend ist (siehe WHO). Wenn das Baby dann seine Reifezeichen zeigt, könnt ihr unter dem Schutz der Muttermilch beginnen, liebevoll Beikost einzuführen (siehe Beikostreife).

Wenn das ausschließliche Stillen nicht gleich gelingt, stehen wir dir hierbei im Amalie mit Rat und Tat zur Seite.

Darüber hinaus bieten wir auch nach der Entlassung bei Stillproblemen Stillberatung (IBCLC) an.

Melde dich bitte hierfür im Amalie per E-Mail oder telefonisch an. Auf unserer Homepage findest du weitere Informationen zu unseren Angeboten und auch zu den Still- und Elternkursen im Elternzentrum.

B

Durch die Geburt des Mutterkuchens nach der Geburt eures Babys, fällt die Konzentration deiner Schwangerschaftshormone im Blut rapide ab, und die für das Stillen so wichtigen Stillhormone steigen enorm an (siehe Hormone in der Stillzeit). Durch diese Hormonschwankungen kann es in den ersten drei bis fünf Tagen zu großen Stimmungsschwankungen und dem Gefühl der Traurigkeit, Überforderung und Ängsten kommen. Von diesen sogenannten Heultagen sind 70 bis 80% aller Frauen betroffen und es ist ganz normal, wenn in dieser Zeit die Tränen fließen. Der Babyblues geht in der Regel schnell vorbei und der Hautkontakt beim Bonding und Stillen kann dir helfen, gut durch diese Tage zu kommen.

Wenn darüber hinaus die Niedergeschlagenheit, eine tiefe Traurigkeit und / oder schwere Schlafstörung nicht abklingen und sich für dich belastend anfühlen, sprich bitte deine Hebamme, deinen Arzt oder deine Ärztin an, denn dann könnte aus dem Babyblues eine Wochenbettdepression entstanden sein, die behandelt werden sollte.

Zu mehr Informationen beim Selbsthilfeverein Schatten und Licht e. V.

Blähungen

Der Darm eures Babys ist nach der Geburt noch mit sehr wenigen ausgewählten Mikroorganismen besiedelt. Bei der Geburt, im Hautkontakt und mit dem Saugen und Trinken von Muttermilch an der Brust beginnt die Vermehrung des muttermilchorientierten Mikrobioms (MOM), das eine wichtige Funktion für die Gesundheit im Darm hat und somit eine gute Immunität unterstützt.

Beim Besiedeln des Darms können Gase entstehen, die bei eurem Baby Blähungen und Bauchschmerzen verursachen - ungefähr so, wie wenn wir Streetfood probieren, uns einen unbekannten Keim einfangen und es danach im Darm ordentlich poltert.

Ein Ungleichgewicht, medizinisch Dysbiose, der Besiedelung, das mit Blähungen in der Stillzeit einhergeht, kann aber auch durch ein Zuviel an Zucker, einer Kuhmilchunverträglichkeit - durch hohen Kuhmilchkonsum der Stillenden - oder nach einer antibiotischen Therapie entstehen. In der Regel hat sich aber der kindliche Darm nach einigen Wochen gut angepasst und beherbergt nun eine riesige Anzahl gesundheitsfördernder Mikroorganismen.

Lasst euch von uns eine Bäuchleinmassage zeigen, die eurem Baby wohltut und hilft, überschüssige Luft gut loszuwerden.

C

Dass euer Baby phasenweise häufiger an der Brust trinken möchte, hat einen wichtigen Grund: Es möchte die Milchmenge steigern und seinen erhöhten Bedarf damit anmelden. So ganz nach dem Nachfrage-Angebot-System.

Das kann ganz schön anstrengend sein, weswegen wir euch auch das Co-Sleeping wärmstens empfehlen (s.u.). So seid ihr gut vorbereitet auf die Raupe-Nimmersatt-Phasen, die häufig am Abend und in der Nacht stattfinden.

Bleib gelassen, wenn es dann wieder heißt: „Bitte eine Vorspeise, das Hauptgericht und den Nachtisch… und das Ganze gerne noch einmal!!!“

Das ist am Anfang der Stillzeit und dann immer wieder in Wachstumszeiten ganz normal.

Vertraut uns oder eurer Hebamme im Wochenbett eure Sorgen an, wenn euch das Verhalten eures Babys verunsichert!

Schon am Ende der Schwangerschaft gelingt das nächtliche Durchschlafen immer seltener und es braucht häufiger eine Ruhepause tagsüber. Nach der Geburt raten wir dir dazu, sich den kindlichen Bedürfnissen anzupassen und immer wieder auch tagsüber mit dem Baby im Bonding gemeinsam zu schlafen. So könnt ihr zusammen Kraft schöpfen und euch von der Geburt erholen.

Gerne beraten wir euch, wie das sicher gelingen kann.

D

Die Dauer einer Stillmahlzeit ist sehr individuell, abhängig vom Lebensalter, Temperament und von Kind zu Kind sehr verschieden. Das Stillen eines gesunden und fitten Babys darf solange dauern, bis das Baby die Brust von alleine loslässt. Vorausgesetzt es fühlt sich für dich gut an und ist dabei nicht schmerzhaft.

Wusstest du, dass deine milchbildenden Zellen immer weiter Milch produzieren, während das Baby saugt? Zu Beginn löscht die Milch erstmal den Durst, aber am Ende der Stillmahlzeit ist die Milch ganz besonders fettreich. So kann dein Baby gut an Gewicht zunehmen.

Ihr fragt euch, ob die Gewichtsentwicklung eures Babys zeitgerecht ist?

Wir im Amalie beraten euch und helfen euch zu erkennen, ob euer Baby effektiv saugt und schluckt. Wir beobachten die Ausscheidungen und schauen täglich nach dem Gewicht eures Kindes. Im häuslichen Wochenbett unterstützt euch dabei eure Wochenbetthebamme.

Ausgewogenes Essen, vitamin- und abwechslungsreich, vollwertig und frisch zubereitet, das ist der Goldstandard der Ernährung in der Stillzeit. Durch das Stillen verbrauchst du ca. 500 bis 700 kcal mehr, sodass sich auch überflüssige Pfunde langsam abbauen können. Eine Radikal-Diät zur Gewichtsabnahme ist nicht angeraten und auch langfristig meist nicht haltbar.

Setze auf die natürliche Gewichtsabnahme durch ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten. Ein langsamer und stetiger Gewichtsverlust von etwa 500 Gramm pro Woche oder zwei Kilogramm pro Monat ist gesundheitsfördend und nachhaltiger. Wenn du dich mit dem Baby nach deinem Wochenbett gemeinsam regelmäßig bewegst, z.B. auf langen und zügigen Spaziergängen, unterstützt du damit dein körperliches Wohlbefinden.

Dass das nächtliche Durchschlafen zu Beginn der Stillzeit nicht gelingt, ist ganz normal. Gerade in der Anfangszeit der Milchbildung oder bei Wachstumsschüben ist es wichtig, die Bedürfnisse des Babys zu befriedigen. Es steigert mit dem abendlichen und nächtlichen Stillen intuitiv die Milchmenge. Das ist sehr schlau, denn nachts ist die Ausschüttung von Prolaktin, dem Milchbildungshormon (s. Hormone, s. Prolaktin), am höchsten.

Wenn das Baby also nachts viel saugen möchte, (s. Clusterfeeding) vergiss nicht, dich tagsüber mit deinem Baby zusammen auszuruhen (s. Co-Sleeping) und freu dich dann über mehr Muttermilch in den nächsten Tagen. Lass dich in diesen Zeiten von deinen Lieben, den Großeltern oder Freunden unterstützen. Sie freuen sich bestimmt, wenn sie dir mit einem guten Essen (s. Wochenbettsuppe) oder Hilfe im Haushalt eine Freude machen können.

Stillen macht durstig und es ist wichtig, dem Bedürfnis nachzugeben. Es ist allerdings ein Mythos, dass viel Trinken viel Milch produzieren lässt oder zu wenig trinken die Milchmenge reduziert.

Viel Flüssigkeit führt zu häufigem Wasserlassen und zu wenig davon kann negative Folgen für den Kreislauf haben. Daher solltest du dich als Stillende nach deinem Durstgefühl richten und das ist grade meist während des Stillens zu spüren.

Denk daran, beim Stillen immer ein Glas Wasser in Reichweite zu haben.

E

Im Elternzentrum unserer Klinik bieten wir neben geburtsvorbereitenden Kursen und Elternkursen nach der Geburt einen Stillvorbereitungskurs an. Hier könnt ihr euch bei einer erfahrenen Hebamme und IBCLC Stillberaterin schon vor der Geburt über das Thema rund ums Stillen informieren und so auf einen guten Stillstart nach der Geburt vorbereiten. Die Termine und Kontakte findet ihr auf unserer Internetseite.

In unserem offenen Stilltreff bist du als Stillende auch nach der Geburt kostenlos und ohne Voranmeldung, mittwochs von 11:00-12:30 Uhr, herzlich willkommen.

Komm einfach vorbei mit eurem Baby, wenn du fachliche Stillberatung (IBCLC) brauchst, andere Mütter zum Austausch kennenlernen möchtest und/oder einfach Lust auf Themen rund um die Ernährung und Entwicklung von Babys im ersten Lebensjahr hast.

Informiert euch auf unserer Homepage über weitere Kurse rund um die Schwangerschaft, Geburt und Elternzeit.

Zum Kursangebot

Stillen ist der Beginn einer perfekt auf die Bedürfnisse des Babys angepassten und gesunden Ernährung. Muttermilch bietet neben allen wichtigen Nährstoffen, die das noch unreife Gehirn, Darm, Nervensystem und die Sinnesorgane zum Wachstum und für ihre Weiterentwicklung benötigen, individuell angepasste Abwehrstoffe. Mit diesem Biofluid ist euer Baby in eurem Umfeld direkt auch vor Infektionen weitgehend geschützt. Das kann keine Ersatznahrung bieten.

Muttermilch ist die Ernährung, die von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) und der Nationalen Stillkommission in den ersten 6 Monaten ausschließlich und dann mit der Einführung von Beikost bis ins zweite Lebensjahr hinein empfohlen wird.

Stillende Frauen dürfen und sollen essen, was ihnen schmeckt und gut bekommt. Ausgewogen und vollwertig sollte es sein. Wenn du schon in der Schwangerschaft Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Zwiebeln und Knoblauch gegessen und gut vertagen hast, wird auch dein gestilltes Baby damit gut zurechtkommen!

Du kannst dir sicher vorstellen, dass das Produzieren von etwa 750 bis 1000 ml Muttermilch am Tag einiges an Energie kostet.

Wir empfehlen daher viel Ruhe, Co-Sleeping (s.o.) und gute Energie, z.B. mit Stillkugeln aus Datteln und Nüssen als Snack für zwischendurch.

Rezeptidee für Stillkugeln

F

Wenn sich der Stillstart nach der Geburt verzögert, oder das Baby noch nicht bereit ist zu saugen, kann es sein, dass wir dir raten, die Muttermilch per Hand oder Milchpumpe zu gewinnen, s.u.

Diese könnt ihr dann per alternativer Füttermethode eurem Baby geben. Wir helfen euch dabei und wählen eine Methode, die das Baby am wenigsten irritiert. Darum benutzen wir im Amalie meist einen kleinen flexiblen Becher oder einen sogenannten Feeder mit einer dünnen Sonde.

Wir zeigen euch, wie ihr damit eurem Baby beim Saugen an der Brust oder am Finger Milch zufüttern könnt.

Lasst euch bei Bedarf dabei von uns, eurer Wochenbetthebamme oder einer Stillberaterin fachlich beraten und begleiten!

G

Du fragst dich, was die mit dem Stillen zu tun hat?

Nach der Geburt deines Kindes muss sich die Gebärmutter von etwa Medizinballgröße zur Größe einer Birne zurückbilden. Das Stillhormon Oxytocin (s.u.) hilft dabei, dass sich die Muskulatur der Gebärmutter gut zusammenziehen kann. Dein Organ zieht sich zusammen und lässt damit auch die innere Wundfläche gut abheilen. So bist du auch vor zu hohem Blutverlust bestens geschützt.

Gleichzeitig sorgt dieses fantastische Hormon beim Stillen für den Milchfluss fürs Baby. Du bemerkst das an einem kribbelnden Gefühl in der Brust und gleichzeitig auftretenden Nachwehen.

Wusstest du, dass dieses Hormon, wenn es durch Berührung auf natürlichen Wegen ausgeschüttet wird, die Bindung zwischen Mutter und Kind stärkt (s. Urvertrauen)?

Ein wahres Liebeshormon!

Die gesundheitlichen Vorteile, die das Stillen Mutter und Kind bieten, sind unumstritten und so gut erforscht, dass die Bundesregierung eine deutsche Stillkommission beauftragt hat, die wichtigsten Informationen rund ums Stillen allen Menschen zur Verfügung zu stellen, damit das Stillen in der Gesellschal wieder den Stellenwert bekommt, den es verdient.

Es ist erwiesen, dass Muttermilch das Immunsystem eures Babys stärkt, es weniger unter Erkältungskrankheiten, Magen-Darmerkrankungen und Allergien leidet und vor chronischen Erkrankungen wie Übergewicht, Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauferkrankungen schützt.

Auch für dich als stillende Mutter gibt es viele gesundheitliche Vorteile je länger du stillst.

Neben der positiven Wirkung auf die Rückbildung deiner Gebärmutter nach der Schwangerschaft kann auch dein Risiko für Brust- und Eierstockkrebs sowie das Risiko für Diabetes Typ 2 verringert werden.

Übrigens, kennst du deine Rechte als stillende Arbeitnehmerin im ersten Lebensjahr deines Babys?

Du hast Anspruch auf täglich mindestens eine Stunde Zeit, in der du dein Kind stillen oder Milch abpumpen kannst.

H

Es gibt so einige Gründe, warum wir dazu raten, die Gewinnung der Muttermilch von Hand zu lernen und anzuwenden. Es kann zu Beginn der Stillzeit die Milchbildung gut anregen und du kannst es anwenden, wenn dein Baby gerade nicht bereit ist zu saugen oder wenn die Brust entlastet werden möchte und eine Pumpe nicht bereitsteht.

Wir zeigen es dir hier im Amalie gerne vor der U2; das ist die kinderärztliche Vorsorgeuntersuchung, bei der auch eine erste Blutentnahme beim Baby ansteht. Die so gewonnene Muttermilch geben wir dann zeitgleich und es ist wissenschaftlich erwiesen, dass der kleine Piks dem Baby dann weniger weh tut.

Wenn es nicht so klappt, wie ihr euch das mit dem Stillen vorgestellt habt…

Keine Sorge, im Amalie erwartet dich ein gut geschultes und sehr erfahrenes Team. Als babyfreundliches Haus haben wir es uns zum Ziel gesetzt, Stillenden alle nötigen Informationen und all unser Know-how zur Verfügung zu stellen.

Wir arbeiten schon seit 30 Jahren nach den „10 Schritten zum erfolgreichen Stillen“ der Initiative Babyfreundlich nach den Empfehlungen von WHO und UNICEF.

Zu Hause steht dir die Betreuung durch eine Wochenbetthebamme zu. Diese wird von den Krankenkassen finanziert, und am besten kümmert ihr euch darum schon in der frühen Schwangerschaft.

Übrigens: Mütter/Elternpaare, die sich entscheiden, nicht zu stillen, werden bei und ebenso gut fachlich beraten, wie sie ihrem Baby bindungs- und entwicklungsfördernd die Flasche geben können.

Mehr zur Initiative „Zehn Schritte zum erfolgreichen Stillen“

Unsere Stillhotline ist 24/7 besetzt durch unsere bestens ausgebildeten Mitarbeiterinnen der Station. Du erreichst uns unter der Nummer: +49 40 64411-411

Bei speziellen Fragestellungen kannst du in der Regel am Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag in der Zeit von 10:00-14:00 Uhr unsere Stillberaterin / IBCLC unter der Nummer: + 49 40 644118-116 erreichen.

Für einen persönlichen Beratungstermin bitten wir um eine Anmeldung gerne auch per E-Mail: christinejutta.ebinghaus@immanuelalbertinen.de

Die Schwangerschaftshormone lassen unter anderem deinen Mutterkuchen, die sogenannte Plazenta, in der Schwangerschaft heranwachsen und sorgen für die erste Milchbildung (s. Kolostrum) ab der 16. Schwangerschaftswoche.

Nach der Geburt des Mutterkuchens fallen die Schwangerschaftshormone natürlicherweise ab, denn jetzt werden die Stillhormone Prolaktin (s.u.) für die Milchbildung und Oxytocin (s.u.) für den Milchspendereflex benötigt.

Unmittelbar und in der ersten Stunde nach der Geburt steigt der Spiegel des Prolaktins so hoch an, wie kein zweites Mal in der gesamten Stillzeit. An der Brustdrüse warten jetzt die milchbildenden Zellen nur darauf, durch das Saugen eures Babys stimuliert und aktiviert zu werden, damit sie sich vervielfachen können (exponentielle Teilung) und so eine für die ganze Stillzeit ausreichende Milchproduktion in Gang setzen können. Darum ist auch das Stillen in den ersten zwei Lebensstunden so wertvoll.

Ein wahres Auf und Ab der Hormone und gleichzeitig auch der Gefühle, die dich nach der Geburt überwältigen können… Dass du da mal in Tränen ausbrechen kannst, ist total normal.

Sprecht uns oder eure Hebamme im Wochenbett an, wenn es dir damit über die ersten Tage hinaus nicht gut geht. Wir können dir/euch weiterhelfen (s. Babyblues).

I

Muttermilch ist den Bedürfnissen von menschlichen Säuglingen optimal angepasst. Neben den Nährstoffen für ein gesundes Wachstum gibst du eurem Baby eine Vielzahl immunologischer Abwehrstoffe mit.

Die erste Milch (s. Kolostrum) wird sogar auch als erste Impfung bezeichnet!

Wusstest du, dass du deinem gestillten Baby nachweislich unter anderem einen Schutz vor Atemwegsinfektionen, Asthma, Mittelohrentzündungen und Magen-Darm-Erkrankungen mitgibst? Auch das Risiko frühkindlicher Krebserkrankungen oder chronischer Autoimmunerkrankungen ist geringer als bei Kindern, die mit Pre-Milch ernährt werden.

Wenn du am Ende eurer Stillzeit dein Kind nur noch selten anlegst, konzentrieren sich die immunstärkenden Inhaltsstoffe der Muttermilch, sodass du deinem Kind einen Immunbooster mitgeben kannst, wenn es schon viel Kontakt zu anderen Kindern hat, z.B. in der Kitazeit.

Früher wurde die Schwellung der Brüste in den ersten zwei bis fünf Tagen nach der Geburt gerne auch als Milcheinschuss bezeichnet. Heute weiß man, dass diese Schwellung auf die vermehrte Durchblutung des Brustdrüsengewebes und eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Zwischendrüsengewebe zurückzuführen ist. Die Produktion der reichlichen Milchbildung kommt zeitgleich dazu.

Dann fühlen sich bei manchen Stillenden die Brüste sehr schwer und fest an, es kann zu erhöhter Körpertemperatur und erschwertem Anlegen des Babys kommen.

Wenn du dein Baby im Hautkontakt hast und es so oft wie es möchte an der Brust saugen darf (s. Intuitives Stillen), kannst du so einer extremen Brustdrüsenschwellung vorbeugen.

Wirksam bei Schwellungen und Schmerzen der Brust sind ausgewalzte kühle Weißkohlblätter (s. Kohl). Die ätherischen Öle in dem Saft des Weißkohls wirken abschwellend, kühlend und schmerzlindernd. Auch Auflagen mit Magerquark empfinden viele Stillende als wohltuend.

Innerhalb der ersten zwei Stunden nach der Geburt eures Babys könnt ihr beobachten, dass es nach einer kurzen Phase des Ausruhens beginnt, sich auf den Weg zu Brust zu bewegen. Es orientiert sich dabei an dem bekannten Fruchtwassergeruch seiner Handinnenflächen. Wenn es die Mamille gefunden hat, wird es ganz von selbst andocken und genüsslich beginnen zu saugen. Dieser Vorgang wird auch als Breastcrawling (s.o.) bezeichnet und gelingt, wenn das Baby nach der Geburt im direkten Hautkontakt Bauch an Bauch mit der Mutter liegt und dabei nicht gestört wird. So können die Rezeptoren in der Haut des Babys aktiviert und die frühkindlichen Reflexe, die es dafür braucht, ausgelöst werden. Auch im weiteren Wochenbett unterstützt der Hautkontakt das intuitive Stillen nach Bedarf des Babys in erhöhter Rückenlage.

Schaut euch diesen wunderschönen Film der WHO dazu an:

Zum Film der WHO

J

Im Wochenbett bist du als Stillende mit einer der wichtigsten Aufgaben betraut:

Die Milchbildung, angeregt durch häufiges und ungestörtes Anlegen nach dem Bedarf eures Babys… und das kann am Anfang 12 mal und mehr in 24 Stunden sein, fordert viel Kraft und Energie.

In den ersten Tagen deines Wochenbetts (s. Wochenbett) finden wichtige hormonelle Veränderungen statt. Hormonschwankungen, die Anstrengungen der Geburt, Heilung der Geburtsverletzungen, das Kennenlernen der Bedürfnisse eures Babys bestimmen Tag und Nacht. Ein echter 24-Stunden-Job!

Mit partnerschaftlicher Unterstützung, die es dir erlaubt, dein Wochenbett auch zu Hause hauptsächlich im Bett und im Bonding zu genießen, dem Co-Sleeping (s.o.) und der Hilfe einer Wochenbetthebamme kann das alles gut gelingen!

Sorge für dich und binde dein Umfeld mit ein! Auch so manche Großeltern freuen sich, wenn sie euch einen Job abnehmen dürfen, z.B. Kochen, Backen oder Geschwisterkinder beaufsichtigen.

Die Schilddrüse leistet schon in der Schwangerschaft als wichtiges Stoffwechselorgan viel für die zwei Organismen von Mutter und Kind und muss auch während der Stillzeit weiter mit Jod unterstützt werden. Sie ist im Regelkreis der Hormone rund um die Milchbildung beteiligt. Wenn du in der Schwangerschaft die Jodgabe gut vertragen hast, solltest du während der gesamten Stillzeit 100 bis 150 Mikrogramm Jod zu dir nehmen.

K

So wird der erste Stuhlgang eures Babys bezeichnet, der euch zäh und schwarzgrün beim Wickeln entgegenkommt.

Die erste Muttermilch (s. Kolostrum) hilft dabei, in den ersten 12 bis 48 Stunden nach der Geburt das Kindspech loszuwerden. Das können erstaunliche Mengen, also mehrere Portionen sein. Der kindliche Darm hat dieses zähe Sekret, auch als Mekonium bezeichnet, schon während der Schwangerschaft produziert und die Farbe entsteht durch eingedickte Galle, Hautschuppen, Haare und Zellen aus dem Fruchtwasser.

Wenn das Fruchtwasser vor oder während der Geburt startklar und weißlich grünlich erscheint, spricht es dafür, dass euer Baby schon im Mutterleib vorgeburtlich Stuhlgang abgesetzt hat. Aber auch dann wird euer Baby in den ersten Tagen noch einiges an Kindspech absetzen, bis reife Muttermilch allmählich die Farbe über braun hin zu einem Senfgelb verändert. Dann wird der Stuhlgang auch häufiger und flüssiger sein.

Hast du schon mal etwas über die besondere Wirkung von Weißkohlblättern gehört?

Ihre ätherischen Öle wirken abschwellend und kühlend, wenn die Brust sehr prall und fest ist.

In erster Linie sollte das Baby die Brust gut entleeren und dabei hilft es, wenn du vorher eine leichte und lockere Brustmassage durchführst und/ oder wenn es dir angenehm ist, einen feuchtwarmen Wickel auflegst.

Nach dem Stillen werden die vorher mit einem Nudelholz ausgewalzten Weißkohlblätter aufgelegt und diese nach zehn Minuten gewechselt. Die Öle bleiben am besten erhalten, wenn die Blätter zwischen zwei Lagen Klarsichtfolie frisch ausgerollt werden. So kann die Brust gut abschwellen und wieder elastisch werden.

Gut, wenn du dir vorab fürs Wochenbett einen Weißkohl in das Gemüsefach deines Kühlschranks legst…

Du fragst dich, ob nach der Geburt schon Milch für euer Baby in der Brust ist?

Ja, tatsächlich produziert deine Brustdrüse schon ab der 16. Schwangerschaftswoche die erste Milch für euer Baby. Es hält damit die wichtigen Nähr- und Immunstoffe für die ersten Stunden nach der Geburt bereit. Durch seine dickflüssige Konsistenz hilft es dabei, das Saugen und Schlucken eures Babys zu koordinieren, ohne dass es sich daran verschluckt.

Durch den hohen Anteil von Immunstoffen in dieser ersten Milch, ist euer Baby perfekt vor Infektionen geschützt. Die Farbe des Kolostrums (s. Kolostrum) ist gelblich, durch den hohen Anteil an Carotin (Vitamin A). Von Anfang an ist das „flüssige Gold“ tröpfchenweise da, genau so viel, wie in den Magen am Tag der Geburt passt. Der ist da gerade so groß wie eine Kirsche (s. Magengröße) und wächst dann langsam von Tag zu Tag.

Kolostrum hilft dabei, die Verdauung des Babys in Gang zu setzen und so das zähe Kindspech (s.u.) loszuwerden. Wenn dann am 3. bis 4. Tag die reichliche Milchbildung einsetzt wird diese reife Muttermilch weißlich und viel flüssiger. Du bemerkst es an den veränderten Schluckgeräuschen und daran, dass dein Baby nach dem Stillen nun schon etwas länger zufrieden ist. Auch in der Windel siehst du die veränderte Farbe des Muttermilchstuhls (s.u.), der sieht dann gelblich aus und hat meist eine flüssige Konsistenz.

L

Dies ist der Fachbegriff für die Produktion von Muttermilch aus deiner Brustdrüse. Sie verläuft zunächst einmal in Abhängigkeit und Anregung von Schwangerschaftshormonen ab der 16. Schwangerschaftswoche. Hier schon bilden die Zellen im Brustdrüsengewebe die erste Milch, das Kolostrum (s.o.), so dass zur Geburt schon mal ein Vorrat für die ersten Tage vorhanden ist. Sind die Zellen geleert, beginnen sie in Abhängigkeit der Saugstimulation mit der Produktion der reifen Frauenmilch. Auch hierbei helfen die Hormone besonders Prolaktin und Oxytocin (s. Hormone).

Ab dem ca. 10. Tag produzieren die Milchzellen der Brustdrüse dann ausschließlich über das Nachfrage-Angebot-Prinzip, sodass immer genügend Muttermilch für euer Baby bereitsteht.

Am Ende der Stillzeit, wenn das Baby/ Kleinkind am Familientisch mitisst, wird die Produktion der Muttermilch ganz natürlich zurückgefahren. Die kleinen Mengen an Muttermilch zum Ende der Stillzeit sind übrigens ein toller Immunbooster und natürlicher Schutz vor Infektionskrankheiten, denen Kitakinder unweigerlich ausgesetzt sind. Wenn dann keine Saugstimulation der Mamille mehr stattfindet, wird die Produktion der Milch schließlich ganz eingestellt.

Wusstest du, dass es durch die Stillzeit ca. 800 Veränderungen an der Brust gibt?

Beim nächsten Stillkind erinnern sich die Zellen und kommen wesentlich schneller in die Milchbildung. Diese Veränderungen können übrigens Frauen, die lange gestillt haben, nachweislich vor Brustkrebs schützen.

Ein toller Nebeneffekt!

Das gereinigte Wollfett von Schafen kann einen guten Schutz auf deiner Mamille bieten, wenn sich diese rissig und trocken anfühlt.

Besonders in den ersten Tagen nach der Geburt, wenn dein Baby die Produktion von Muttermilch gut anregt, kann sich diese sehr strapaziert anfühlen. Wichtig ist in erster Linie, dass das Baby korrekt saugt, was heißt, dass es so viel von der Brustwarze in den Mund nimmt, dass die Mamille bis zur Komfortzone, also dem Bereich hinter dem harten Gaumen gezogen wird. Lass dich an den ersten Tagen gerne beim Anlegen von uns unterstützen, damit sie möglichst unverletzt bleibt.

Ein Tropfen Muttermilch mit der heilenden Wirkung von natürlichen Fetten und reichlich Stammzellen hilft direkt nach der Mahlzeit, wenn du ihn auf der Mamille direkt an der Luft trocknen lässt. Wenn es sich dann noch trocken anfühlt, kannst du Lanolinsalbe, ca. Stecknadelkopf groß auftragen. Bitte achte darauf, dass diese Salbe hochgereinigtes Lanolin ohne Zusätze enthält.

Du bist allergisch gegen Wollfett oder lebst vegan? Dann berate dich mit uns oder der Wochenbetthebammen über Alternativen.

M

Wusstet ihr, dass der Magen eures Neugeborenen Babys die Größe einer Kirsche hat?

Am ersten Tag passen dort nur wenige Tröpfchen Kolostrum hinein. Diese werden schnell auch wieder verdaut und da braucht es zügig Nachschub! Kein Wunder, dass euer Neugeborenes 1timal und mehr in den ersten Tagen an die Brust möchte.

Am dritten Tag ist der Magen dann schon walnussgroß und es passen schon einige Milliliter mehr Kolostrum hinein. Wenn dann die reife Frauenmilch reichlich fließt, ist der Magen am 7. Tag bereits so groß wie eine Aprikose und am 10. Tag wie ein Hühnerei. Jetzt bekommt das Baby über den Tag verteilt schon 750 bis 1000 ml Muttermilch!

Infografik zur Magengröße eines Babys

Die Mamille, von der schon so viel gesprochen wurde, ist die Spitze in der Mitte des Warzenvorhofes (Areola). Hier münden die Milchgänge, aus der die Muttermilch aus der Brust fließt.

Umgeben ist die Mamille von der Areola, dem Warzenvorhof, der ganz viele Rezeptoren enthält, die beim Saugen des Babys die wichtige Information an das Gehirn sendet. Es soll nun Hormone (s.o.) ausschütten, die die Milch produzieren und fließen lassen.

Daher ist es auch so wichtig, dass das Baby beim Saugen den Mund sehr weit öffnet, um möglichst viel vom Brustgewebe in den Mund zu bekommen.

Wenn das Baby noch nicht bereit ist zum Saugen, kannst du die Stimulation und Produktion von Muttermilch auch mit der Hand anregen und gewinnen (s.o.).

Lass dich jederzeit gerne von uns dazu beraten und unterstützen!

Der Stuhlgang eures Babys wechselt die Farbe und Konsistenz, wusstet ihr das? Am Anfang noch zäh und schwarz (s. Kindspech / Mekonium) wechselt die Farbe zum ersten Mal nach drei bis vier Tagen zu braun und dann schließlich in ein Senfgelb. Der Geruch erinnert an Buttermilch und die Konsistenz kann von sehr spritzend, schaumig und dünnflüssig sein, Ähnlichkeiten mit Hüttenkäse haben oder pastenartig in der Windel zu finden sein. Am Anfang ist bei nahezu jedem Windelwechsel Muttermilchstuhl dabei, mindestens aber 3 mal täglich.

Nach vier bis sechs Wochen nimmt das dann ab, wird weniger und es ist nicht unüblich, dass Babys auch mal bis zu zehn Tage keinen Stuhlgang ausscheiden und solange er dann nicht zu eingedickt und hart ist, ist alles ok!

Eine rostrote Farbe auf dem Stuhl oder Urin in den ersten Tagen weißt auf Ziegelmehlsediment hin, das ist nicht weiter beunruhigend. Grüne Stühle bei gestillten Kindern können ein Zeichen dafür sein, dass das Baby nicht an die fettreiche Hintermilch kommt oder das Angebot gerade knapp ist. Lasst euch dann beraten, von eurer Hebamme oder Stillberaterin, was ihr am Stillmanagement ändern könnt.

N

In der Muttermilch sind alle wichtigen Nährstoffe, die euer Baby zum Wachsen und Gedeihen braucht enthalten. Angefangen bei den Fetten, Kohlenhydraten und Eiweißen, über die Vitamine bis hin zu Spurenelementen ist alles ausreichend vorhanden.

Allerdings gibt es die Empfehlung Vitamin K und Vitamin D zusätzlich zu ergänzen. Dazu informiert euch bitte bei eurem Kinderarzt oder Kinderärztin. Ein Nahrungsergänzungsmittel mit 100 Mikrogramm Jod am Tag wird der Schwangeren und stillenden Mutter zur Versorgung ihres Babys ebenso empfohlen.

Ansonsten ist die Nährstoffversorgung eures Babys über die Muttermilch bis Ende des 6. Lebensmonats völlig ausreichend (s.a. Empfehlung der WHO und der Deutschen Stillkommission).

Dann könnt ihr anfangen, diese ab dem 7. Lebensmonat mit Beikost zu ergänzen.

Zu diesem Thema könnt ihr euch bei eurer Hebamme oder auch im offenen Stilltreff beraten lassen.

Zu den Angeboten nach der Geburt

Wenn euer Baby zeitgerecht und rund um den errechneten Termin geboren wird, wird es als reifes Neugeborenes bezeichnet. Genauer betrachtet, ist ein Neugeborenes jedoch noch gar nicht ausgereift, denn beispielsweise das Gehirn, der Magen-Darm-Trakt, das Immunsystem (s.o.) und das Nervensystem wachsen und reifen nun außerhalb des Mutterleibes weiter.

Durch das Stillen des Babys gibst du eurem Baby nicht nur die wertvollste Nahrung zum Wachsen und Gedeihen dafür mit, du unterstützt damit auch das Nervensystem und Gehirn durch wertvolle Fettsäuren aus der Muttermilch und das Immunsystem mit den von dir gebildeten Antikörpern.

Beim Stillen im Hautkontakt werden die natürlichen Neugeborenenreflexe stimuliert und die helfen dabei, dass sich das Baby nach der Geburt gut anpassen und stabilisieren kann. Der Abstand des gestillten Neugeborenen zum Gesicht der Mutter unterstützt dazu noch die Bindung und Entwicklung des Neugeborenen. Wie unglaublich gut hat es die Natur eingerichtet, das Neugeborene zu schützen und im Wachstum zu unterstützen!

Im Amalie sind wir uns der Wichtigkeit bewusst, diese natürlichen Prozesse nach Möglichkeit ungestört zu begleiten und mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung und Expertise zu unterstützen.

Wenn ihr weiter oben schon über die ersten Stilltage gelesen habt (z.B. Clusterfeeding, Hautkontakt etc…), dann habt ihr schon eine Menge Infos über das Stillen, die Hormone, die Bedürfnisse des Neugeborenen und die Milchbildung erfahren. Wenn die ersten Tage des Kennenlernens im Bonding (s.o.) vergangen sind, werdet ihr zunehmend sicherer darin, die Signale eures Babys zu erkennen.

Schmatzen, am Fäustchen nuckeln, picken, den Kopf hin und her wenden sind frühe Stillzeichen, die du im Hautkontakt mit dem Baby sofort bemerkst und dann auch bevor es zu schreien anfängt direkt befriedigen kannst, indem du dem Baby gleich die Brust anbietest. Das wird als Stillen nach Bedarf des Babys bezeichnet. Wenn euer gesundes Baby in den ersten Lebenswochen so nach Bedarf gestillt wird, könnt ihr ziemlich sicher sein, dass das Nachfrage-Angebot-Systemgut funktioniert und die Produktion in vollem Umfang arbeitet. Keine Sorge, es ist ein Mythos, dass Babys in diesem Zeitraum verwöhnt werden können und das Schreien ist mit Sicherheit kein frühes Stillzeichen.

Das Stillen nach Bedarf der Mutter macht es manchmal erforderlich, dass du dein Baby aufweckst, wenn die Brüste spannen, oder sich ein Milchstau anbahnt. Dein Baby entleert und entlastet so die Brust besser als jede Pumpe der Welt. Nimm dir viel Zeit in den ersten sechs Wochen im Wochenbett (s. Wochenbett) deine und die Bedürfnisse eures Babys kennenzulernen. So kann eine sichere Bindung entstehen, die ein Leben lang Freude bereitet!

Wir sind in den ersten Tagen nach der Geburt für euch da und können euch dabei unterstützen, diese Signale zu erkennen und euch helfen, die Bedürfnisse eures Babys zu befriedigen.

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Oxytocin ist eins der wichtigsten Hormone in der Stillzeit. Es sorgt dafür, dass die produzierte Milch auch fließen kann, wenn die Brust stimuliert wird.

Dieses Hormon ist auch schon bei der Geburt für die Ausbildung von Wehen zuständig und unterstützt, ausgeschüttet beim Stillen auch die Rückbildung der Gebärmutter (s. Gebärmutter) nach der Geburt.

Ein tolles Zusammenspiel natürlicher Prozesse durch das sogenannte Liebeshormon Oxytocin.

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Das ist ein weiteres wichtiges Stillhormon, das zur Aufgabe hat, die Produktion von Muttermilch anzuregen. Es wird schon in der Schwangerschaft ab der 16. Woche produziert und sorgt für die Bildung von Kolostrum, der Muttermilch der ersten Tage (s. Kolostrum). Direkt nach der Geburt des Mutterkuchens (Plazenta) wird es in so hoher Dosierung ausgeschüttet, wie dann nicht noch einmal in der gesamten Stillzeit.

Warum das so ist?

Die milchbildenden Zellen in der Brustdrüse sind doppelkernig angelegt. Wenn das Baby in den ersten Stunden nach der Geburt an der Brust saugt, teilen sich diese Zellen exponentiell (hoch 2) und bilden so reichlich Rezeptoren, an die das milchbildende Hormon Prolaktin andocken kann. Die ersten zwei Stunden nach der Geburt sind also enorm wichtig für die Ausbildung von ausreichend milchbildenden Zellen, die für die gesamte Stillzeit benötigt werden. Dein gesundes und reifes Baby ist in den allermeisten Fällen bereit, nach der Geburt an der Brust zu saugen und im Hautkontakt beginnt es, sich auf den Weg zur Nahrungsquelle zu machen (s. breastcrawling).

Wusstest du, dass nur 70% der Menge, die produziert wird, getrunken wird? So verbleiben 30% in der Brust für die nächste Mahlzeit!

Das Prolaktin wird später, im Verlauf der Stillzeit, direkt in den Zellen der Brustdrüse produziert und sorgt so schon während des Stillens für Nachschub.

Ihr habt sicher schon von der Milchpumpe gehört …

und wenn wir dir empfehlen, eine Zeitlang die Muttermilch mit einer Milchpumpe zu gewinnen, gibt es dafür verschiedene Gründe. Es kann beispielsweise sein, dass euer Kind in den ersten Tagen nach der Geburt noch nicht bereit ist, ausreichend kräftig zu saugen. In der Regel hast du dann bei uns schon die Stimulation und Handgewinnung von Muttermilch (s.o.) gelernt und nach 48 Stunden empfehlen wir dann, elektrisch mit einem Doppelpumpset die Brust zu entleeren. Manchmal dient es aber auch nur dazu, die Milchmenge zusätzlich zum Stillen noch etwas zu steigern oder ihr habt den Wunsch, Milch abzupumpen, die dann mit der Flasche gefüttert werden soll.

Lasst euch von uns oder eurer Wochenbetthebamme in eine gute elektrische Milchpumpe einweisen.

Übrigens: Wenn wir zum Abpumpen von Muttermilch raten, bekommt ihr auch ein Rezept für eine gute elektrische Milchpumpe zu Entlassung.  Diese wird euch dann direkt nach Haus geliefert.

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Die Qualität von Muttermilch ist unumstritten und nicht vergleichbar mit industriell verarbeiteter Säuglingsanfangsnahrung. Sie ist dazu hygienisch einwandfrei, wohl temperiert, immer verfügbar und kostenfrei. Dieses Biofluid ist speziell auf die Bedürfnisse eures Babys angepasst und verändert sich ständig in ihrer Zusammensetzung. So ist sie zu Beginn so dickflüssig und nur tröpfchenweise verfügbar, sodass das Neugeborene erst einmal daran das Saugen und schlucken üben kann ohne sich zu verschlucken, bevor die dünnflüssigere reife Frauenmilch fließt.

Wenn du als stillende Mutter einen Infekt hast, werden sofort die passenden Immunglobuline in der Milch bereitgestellt, damit euer Baby geschützt ist. Zu Beginn des Lebens werden in der Muttermilch Millionen von Stammzellen bereitgehalten, die Gewebeschäden sofort reparieren können und besondere Fettsäuren, die dazu beitragen, das Nervengewebe und kindliche Gehirn zu schützen. Ein Nestschutz durch Immunglobuline wirkt wie eine erste Impfung und spezielle Oligosaccharide aus der Muttermilch füttern im Darm die guten Bakterien, das Muttermilchorientierte Mikrobiom, das für eine langfristige und allgemeine Gesundheit von großer Bedeutung ist.

Diese Qualität ist wirklich einzigartig!

Die Stillquote in Deutschland ist erschreckend niedrig. Obgleich über 90 % aller werdenden Mütter einen Stillwunsch angeben, stillten laut der Studie „Suse (2020)“ nach vier Monaten nur noch 55% der Mütter. Die Gründe dafür sind sehr vielschichtig und auch individuell.

Die WHO (s.u.) empfiehlt für die Gesundheit von Mutter und Kind das ausschließliche Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten und die Einführung von Beikost im ersten Lebensjahr beginnend ab dem 7. Lebensmonat unter dem Schutz von Muttermilch. Das Stillen kann dann bis ins zweite Lebensjahr oder länger begleitend fortgeführt werden.

Auch die ärztlichen Fachgesellschaften, der Hebammenverband und die deutsche nationale Stillkommission sind sich einig, dass Muttermilch einzigartig ist und Stillen die Gesundheit beider sowie die Bindung und Entwicklung des Kindes fördert und stärkt.

Wenn du dich vorab schon über das Stillen informieren möchtest, triff dich schon vor der Geburt zur Stillberatung mit deiner Hebamme, oder nimm an unserem Stillvorbereitungskurs im Elternzentrum teil. Auch im Geburtsvorbereitungskurs wird das Thema Stillen angesprochen.

Nach der Geburt begleiten wir dich in den ersten Tagen fachkundig auf unserer Wochenbettstation, bevor deine Wochenbetthebamme die weitere Betreuung und Beratung übernimmt.

Mehr Informationen zur Stillstudie

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Nach dem 6. Lebensmonat, mal früher mal später, zeigt euer Baby erste Anzeichen, dass es bereit ist, außer Muttermilch noch etwas Neues zu probieren.

Es kann nun schon mit Unterstützung im Arm des Elternteils stabil sitzen und zeigt Interesse an dem Essen am Esstisch. Es führt die Hand zum Mund und mag probieren, war es in der Hand hält. Der Zungenstossreflex, der alles aus dem Mund schiebt, was dort nicht verarbeitet werden kann oder soll, hat sich schon etwas zurückgebildet.

Jetzt zeigt das Kind die Reifezeichen für das behutsame Einführen von Beikost (s. Beikostreife), das unter dem Schutz von Muttermilch im weiteren ersten Lebensjahr stattfindet.

Dieses ist eine Errungenschaft der 80er Jahre. Zuvor wurden nach der Geburt die Babys noch von ihren Müttern getrennt und nur zum Stillen vorbeigebracht. Heute ist es selbstverständlicher Bestandteil des Krankenhausaufenthaltes von Mutter und Baby und sorgt dafür, dass Eltern rund um die Uhr mit ihrem Baby zusammen sind. Das fördert die Möglichkeit des frühen Hautkontaktes im Bonding und damit auch die Stabilisierung des Babys nach der Geburt. Auch das Erkennen der frühen Stillzeichen, das Kennenlernen der kindlichen Bedürfnisse und eine Eltern-Kind-Bindung werden damit unterstützt. Gleichzeitig ist eine „Rund um die Uhr“-Hilfestellung beim Versorgen und Stillen des Babys gewährleistet… eine echte Win-Win-Situation.

Wir im Amalie sind seit 30 Jahren zertifiziert und versorgen „unsere“ Elternpaare und Babys nach den „10 Schritten zum erfolgreichen Stillen“ der babyfreundlichen Krankenhäuser.

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Euer Baby ist ein Säuger und es hat schon im Mutterleib gelernt, an den Fingern oder Fäustchen zu saugen. Die Sinne Saugen, Schlucken und Riechen sind tatsächlich schon vorhanden, wenn es geboren wird. Das Saugen hat eine beruhigende Wirkung, entspannt euer Baby und hilft außerdem noch beim Verdauungsprozess. Kein Wunder, dass es ein Grundbedürfnis ist, dass das Baby auf jeden Fall gestillt haben möchte. In erster Linie beruhigt sich das Baby beim Saugen an der Brust im direkten Hautkontakt und es regt damit gleichzeitig auch die reichliche Muttermilchbildung an. Hier darf es erst einmal an der ersten Milch (s. Kolostrum) üben, das Saugen und Schlucken zu koordinieren. Und weil der Saugvorgang ein perfektes Zusammenspiel von sehr weiter Mundöffnung, <130 Grad und einer kleinen Zunge, die über der unteren Zahnleiste liegt, sollte euer Baby auch möglichst nicht an künstlichen Schnullern saugen. Es ist von großem Vorteil, wenn ihr euch mit dem Stillen erst einmal gut eingespielt habt. Nach ca. sechs Wochen, wenn es keine Stillprobleme gibt, die Milchbildung reichlich ist und euer Baby gut an Gewicht zunimmt, ist gegen einen gelegentlichen Einsatz eines Beruhigungssaugers nichts einzuwenden.

Stillposition

Es gibt einige mögliche Positionen in denen ihr euer Baby stillen könnt.

Zu Anfang könnt ihr euch sehr gut die natürlichen Reflexe des Neugeborenen zu Nutze machen, mit dem euer Baby sich ziemlich eigenständig im Bonding auf den Weg zur Brust crawlt um sich selber zu bedienen (s. breastcrawling, intuitives Stillen und self attachment). Dieses intuitive Stillen gelingt gut in halbaufgerichteter Rückenlage und im direkten Hautkontakt. Die Rezeptoren in der Haut des Babys helfen hier, die Reflexe nutzen zu können, die es dem Baby ermöglicht, zur Brust zu krabbeln, zu suchen, saugen und zu schlucken. Die Fäustchen eures Babys, die noch nach Fruchtwasser duften helfen bei der Orientierung.

Der Wiegegriff wird dir dann gut gefallen, wenn du in Gesellschaft, im Sitzen und unterwegs stillen möchtest. Dabei unterstützt dein Unterarm den Rücken des Babys und die andere Hand kann dabei die Brust im C- Griff halten.

Dein im Rückengriff, auch Fußballhaltung genannt, stillendes Baby liegt seitlich von dir, der Kopf wird in der Hand gehalten, während der Körper sich seitlich um dich herum schmiegt. Diese Position hilft manchmal sehr, wenn du noch etwas Sicherheit brauchst, z.B. beim Anlegen an große Brüste oder wenn du zwei Babys gleichzeitig stillen möchtest (s. Tandemstillen, s. Zwillinge stillen).

Das Stillen auf der Seite liegend ist die angenehmste Position für das nächtliche Stillen und ist sehr unterstützend, wenn du und dein Baby nach dem Stillen gleich weiterschlafen möchtet. Das schont die Ressourcen und hilft beim Co-Sleeping (s.o.).

Grundsätzlich ist ein Wechsel der Positionen im Laufe der Stillzeit sinnvoll, besonders zur Behandlung von wunden Mamillen (s.o.) oder einem beginnenden Milchstau.

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Du bist schwanger und ihr fragt euch, ob du dein älteres Kind weiter stillen kannst? Ihr könnt ganz unbesorgt sein, denn nachweislich schadet das Stillen der aktuellen Schwangerschaft nicht und es gibt keine Studien, die nachweisen können, dass es dadurch z.B. zur Frühgeburtlichkeit kommen kann. Auch nach der Geburt kannst du unbesorgt das größere Kind weiterstillen. Du solltest eurem Neugeborenen allerdings den Vorrang geben und es erst einmal ein paar Minuten lang stillen, bevor das größere Kind anlegt wird.

Die Milch nach der Geburt (also das Kolostrum) ist dann wieder konzentrierter und geschmacklich verändert, steigert sich nach vier bis fünf Tagen wieder und passt sich den Bedürfnissen der Kinder optimal an.

Wenn ein Baby außer Muttermilch noch mit anderer Nahrung, wie Pre-Milch oder Beikost gefüttert wird, wird das als Teilstillen bezeichnet.

Die Gründe, die ein Zufüttern vor dem vollendeten 6. Lebensmonat notwendig erscheinen lassen, können sehr vielschichtig sein. Wenn ihr ein saugschwaches, krankes oder frühgeborenes Baby geboren habt, gebt ihr mit eurer Muttermilch den Goldstandard. Mit alternativen Füttermethoden (s. Feedern) könnt ihr diese so zusätzlich zum Stillen füttern. Jeder Tropfen Muttermilch ist wertvoll und ihr könnt euch informieren, wie du die Milchmenge steigern kannst (s. Pumpen)

Für eine Zufütterung, falls die Muttermilchmenge noch nicht ganz ausreichen sollte, eignet sich eine Pre-Säuglingsanfangsnahrung, die außer Laktose keine weiteren Kohlenhydrate enthält.

Freut euch über jeden Milliliter Muttermilch, den ihr eurem Baby dazu geben könnt!

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Dass das Stillen die Gesundheit von Mutter und Kind fördert, ist unumstritten. Gerade aber der Beginn der Stillbeziehung ist häufig sensibel und braucht ganz viel Ruhe und Gelassenheit. Da ist es besonders wichtig, sich auf den Rückhalt der Familie und/ oder des Freundeskreises verlassen zu können. Gut, wenn ihr euch schon im Vorfeld über das Wochenbett (s. Wochenbett) informiert und euch um Unterstützung kümmert, damit der Stillstart entspannt gelingen kann.

Fachkräfte, wie Hebammen, Stillberaterinnen und Stillberater sowie Fachärztinnen und Fachärzte sind schon vor und dann während der gesamten Stillzeit für euch da.

Wusstest du, dass du darauf einen Anspruch hast und die Krankenkasse die Stillberatung der Hebammen bis zum Ende der Stillzeit – egal, wie lange sie dauert – finanziert?

Hier findet ihr weitere Informationen:

Zur Webseite des Hebammenverbandes

Der Grundstein für das Urvertrauen wird in unseren frühesten Bindungserfahrungen gelegt. Euer Baby nimmt eure Stimmen, Stimmungen und Herzschlag seiner Mutter schon im Mutterleib war.

Nach der Geburt stehen große Veränderungen an, das Baby wird nicht mehr über die Nabelschnur versorgt, es ist plötzlich hell und die Umgebung fühlt sich trocken und kühl an. Im Bonding direkt nach der Geburt wird die Eltern- Kind- Bindung gestärkt, euer Baby nimmt euren Herzschlag wahr und fühlt sich sicher und geborgen bei 37 Grad Körpertemperatur. Das Stillen im Hautkontakt gibt das wohlige Gefühl von Nähe und Geborgenheit und versorgt dazu euer Baby optimal mit allem was es braucht (s. Nährstoffe).

Seid aufmerksam, wenn euer Baby schreit und tröstet es sofort. Es lernt damit, dass es nicht alleine ist und keine Angst haben muss. Eure Stimme ist vertraut und gibt Sicherheit und ihr zeigt mit euren liebevollen Blicken vor allem eure positiven Gefühle. So wird das Urvertrauen gestärkt und macht euer Kind stark fürs Leben.

Wollt ihr mehr über Urvertrauen erfahren? Dann schaut hier mal rein:

Mehr zum Thema Urvertrauen

V

Wie kannst du als Vater bzw. Partnerin oder Partner das Stillen unterstützen?

Es ist tatsächlich erwiesen, dass gut informierte Väter bzw. Partnerin oder Partner einen großen Einfluss auf eine positive Stillerfahrung haben.Diejenigen, die das Stillen als normale, für Neugeborene vorgesehene Ernährungsform anerkennen, mit all ihren gesundheitlichen Vorteilen, die es für Mutter und Kind mitbringt, können ihre stillende Frau viel besser unterstützen. Toll, wenn du deiner Frau den Rücken freihältst, dich um Haushalt und Geschwisterkinder kümmerst, Essen und Trinken bereithältst und das Baby wickelst und trägst, wenn es nicht gestillt werden möchte. Mach deiner Frau Mut, wenn es mal Schwierigkeiten gibt und sorge dafür, dass sie ihr Wochenbett in Ruhe und hauptsächlich im Bett verbringen kann (s. Wochenbett).

Trinken, Verdauen und Schlafen, das sind die wichtigsten Tätigkeiten eures neugeborenen Kindes. Und wenn es hier zu Störungen kommt, kann die Verzweiflung auf beiden Seiten groß werden.

Wenn ihr das Still-ABC bis hierher verfolgt habt, habt ihr schon viel rund um das Thema Verdauung erfahren, z.B. über den ersten Stuhlgang, die abführende Wirkung von Kolostrum, den Muttermilchstuhl, das Mikrobiom, die Magengröße (s.o.) des Babys in den ersten Tagen, die Nährstoffe in der Muttermilch, die wunderbare Wirkung von Hautkontakt u.v.m. Stellt euch darauf ein, dass euer voll gestilltes Kind die Muttermilch in der Regel sehr schnell verdaut und dann häufig direkt noch Nachschub anfordert (s. Clusterfeeding). Im Laufe der Stillzeit verändert sich dann aber die Zusammensetzung der Milch und so wird auch die Anzahl der Stillmahlzeiten weniger und der Stuhlgang dementsprechend auch.

Nähe, Wärme und getragen werden, das hilft eurem Baby beim Verdauen und dazu, wenn es angenehm ist, auch eine Bäuchleinmassage. Lasst euch gerne von uns zeigen, wie ihr euer Baby in die Entspannung bringen könnt.

Zu den Kursen nach der Geburt

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Die in Genf ansässige Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine Sonderorganisation der 194 UN-Staaten, die sich interessenunabhängig um die Gesundheit aller Menschen kümmern soll.

Die Stillempfehlung der WHO lautet, Säuglinge während der ersten sechs Lebensmonate ausschließlich zu stillen und das Stillen auch nach der Einführung von Beikost bis zu zwei Jahre oder länger fortzusetzen.

Mehr zur Weltgesundheitsorganisation

Wusstet ihr eigentlich, dass das Wochenbett sechs Wochen dauert?

In dieser hochsensiblen Phase finden die ersten Rückbildungsprozesse, hormonelle Umstellungen, die Heilung von Geburtsverletzungen und die Verarbeitung der Geburt statt. Gleichzeitig startet mit Deiner Mutterschaft die Milchbildung, die Einiges an Kraft und Energie erfordert. Euer Baby beginnt sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und wird es lieben, im Hautkontakt ganz nah bei dir zu sein.

Da ist es gut, wenn ihr als werdende Eltern vorab schon für Entlastung sorgt, euch um die Unterstützung durch eine Wochenbetthebamme kümmert und Freunde und Familie um Rücksichtnahme bittet. Freut euch auf eine spannende Zeit, euer Baby kennenzulernen und zu einer Familie zusammen zu wachsen. Lass dich im Wochenbett verwöhnen, denn du hast es verdient.

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…und immer noch nicht satt

Es gibt immer wieder Phasen im Stillkindalter, in denen Babys sehr häufig anzeigen, dass sie gestillt werden möchten. Sie geben alles, schlecken, crawlen in Richtung der Brust, klopfen mit den Fäustchen auf der Brust herum und fangen an zu Picken. Im Haukontakt spürst du diese Stillzeichen frühzeitig und kannst direkt darauf eingehen.

Denn, so schlau wie sie sind, helfen Babys mit diesem Verhalten, die Milchmenge durch häufige Stimulation zu steigern.

Es kann sehr herausfordernd sein und manchmal ist es besser, wenn du als Stillende mit deinem Baby in diesen Zeiten einen Bett Tag einlegst. Lass dich von deinen Lieben und der Wochenbetthebamme unterstützen.

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… und was wir uns aus der traditionellen chinesischen Medizin für das Wochenbett abgucken können: Dein Organismus hat bei der Geburt Höchstleistungen erbracht und braucht die Zeit danach zur Regeneration (s. Wochenbett), damit sich Körper und Geist von den Strapazen des letzten Drittels der Schwangerschaft und der Geburt erholen zu können.

Eine Ausgewogenheit von Ruhe und Bewegung, Schlafen und Wachsein und wärmendes, gutes Essen unterstützt die Milchbildung, den Hormonausgleich und deine Blutneubildung.

Das Familienritual, die Wöchnerinnen mit wärmenden Suppen und Eintöpfen zu versorgen, ist fest in der traditionellen chinesischen Medizin verankert.

Rezeptidee für eine stärkende Kraftsuppe

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„Es sind 10 Schritte“, die auf dem Weg zur zertifizierten Klinik erfüllt werden. Babyfreundliche Krankenhäusern passen Strukturen und Abläufe eng an die Bedürfnisse von Müttern, Babys und Familien an und unterstützen so Bindung, Entwicklung und Stillen.

Mehr Informationen zur Zertifizierung

Freut euch auf das doppelte Glück, das zu euch kommt!

Für das Stillen von Zwillingen gilt: gut, dass es zwei Brüste gibt … das hat die Natur doch super eingerichtet! So können auch zwei Kinder gleichzeitig satt werden und das spart Zeit!

Dein Brustdrüsengewebe ist dafür gemacht, bei ausreichender Stimulation reichlich Muttermilch zu bilden und das sind bei Zwillingen 1500 ml täglich und mehr, je nach Bedarf der Babys.

Manchmal kommen Zwillinge schon vor dem errechneten Termin zur Welt und brauchen dann besondere Aufmerksamkeit. Zeitweise ist es dann nötig, die Milchproduktion von Hand oder per Milchpumpe anzuregen.

Sorgt schon im Voraus für die gute Organisation von unterstützenden und entlastenden Maßnahmen, Hebammenhilfe im Wochenbett und wenn möglich lasst euch schon vorab von einer Still- und Laktationsberaterin für einen gelungenen Stillstart in der Klinik beraten.

Bei uns im Amalie könnt ihr schon in der Geburtsanmeldung dafür einen Termin vereinbaren.

Mehr Informationen zur Stillberatung

Zufüttern

Es gibt einige wenige Gründe, die es erforderlich machen, dem Baby Milch zusätzlich zuzufüttern. Es ist möglich, dass es zu früh geboren, oder nach der Geburt noch erschöpft ist und noch nicht kräftig genug saugt. Vielleicht hat es auch zu viel an Gewicht abgenommen oder kann seinen Blutzuckerspiegel noch nicht aufrechthalten.

Es gibt diese medizinischen Gründe, die ein Zufütterung dann erforderlich machen. Wenn es dir möglich ist, zusätzlich Muttermilch zu gewinnen (s. Handgewinnung, s. Pumpen), kann diese eurem Baby mittels alternativen Füttermethoden (s. Feedern) gegeben werden. Auch die Säuglingsanfangsnahrung, Pre-Milch, könnt ihr in dieser Form eurem Baby füttern.

Es hat viele Vorteile, euer Baby direkt an der Brust zuzufüttern, denn so verlernt es das physiologische Saugen nicht, wird dazu angeregt und hat das gute Gefühl, an der Brust satt zu werden. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass bei jedem Saugen an der Brust die Milchbildung angeregt wird.

Wenn euer Baby noch kein Vakuum aufbauen kann, kann auch am Finger gefeedert oder die Milch mit einem Becher gefüttert werden. Diese Methoden sind als Übergangslösung gedacht, bis das Baby kräftig an der Brust saugen kann. Auch ein Füttern mit einer Weithalsflasche stellt eine Möglichkeit dar.

Lasst euch von uns im Amalie oder eurer Hebamme bei Bedarf fachlich dazu beraten und begleiten!

Wie aufregend ist es, im Zuhause als frischgebackenes Elternpaar mit diesem einzigartigen, wunderbaren, eurem Baby anzukommen.

Jetzt beginnt die Zeit des Kennenlernens, Babysignale sehen und verstehen zu lernen, Stillzeichen zu befriedigen und sich auszuruhen.

Es beginnt jetzt aber auch die Zeit des Schlafmangels und zuweilen schleichen sich auch Zweifel an den eigenen Fähigkeiten ein. Das ist alles ganz normal und ihr seid damit nicht allein!

Denn im besten Fall habt ihr Familie und Freunde mobilisiert, die euch tatkräftig unterstützen und dazu eine Wochenbetthebamme, die euch anfangs täglich besucht und das Wochenbett begleitet.

Wir vom Team des Amalie Kreißsaals und der Wochenstation wünschen euch jedenfalls von ganzem Herzen Zuversicht, dass sich alles zurechtruckelt, ihr eure Ziele und Wünsche nicht aus den Augen verliert und euer Familienleben in Zufriedenheit und vollen Zügen genießen könnt!

„... und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben."

(Hermann Hesse)

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